Seniorenwohnen muss neu gedacht werden
Düsseldorf, 22.10.2024. Die Immotiss Care GmbH, seit 2009 für Dienstleistungen im Bereich Betrieb, Management und Investment rund um Senioren- und Gesundheitseinrichtungen aktiv, hat den SEWO Report 2023 – Seniorenwohnen in Deutschland – vorgelegt. Der Report analysiert, wie Senioren heute in Deutschland leben und was sie morgen für ihr Leben brauchen.
Der Trend, den die Immotiss-Experten feststellen, ist eindeutig: „Der Alltag der Senioren in Deutschland verändert sich und bringt neue Herausforderungen mit sich“, so Immotiss-Geschäftsführer Jochen Zeeh. Klare Erkenntnis: Senioren wollen anders leben als bisher. Doch was treibt sie an? Welche Wohnformen entstehen derzeit und welche sind heute und in Zukunft besonders gefragt? Was sind die Erfolgsfaktoren für Investitionen in den Sektor – trotz der Krise der Immobilienbranche? Der Immotiss-Report gibt einen allumfassenden, daten-basierten Rundumblick auf die Landschaft der Seniorenimmobilien. In diesem dynamischen Sektor sorgt der Report für Klarheit und gibt Orientierung – für Investoren, Betreiber und Bewohner gleichermaßen.
Der Anteil der Senioren an der Gesamtbevölkerung in Deutschland nimmt künftig kontinuierlich zu. Der Blick auf die Bevölkerungsstatistik zeigt: Bereits 2030 wird es mehr über 65-Jährige im Erwerbsleben geben als unter 20-Jährige. Die Auswirkungen sind spürbar. Denn der Bedarf an Wohn- und Betreuungsformen, die ein selbstbestimmtes und umsorgtes Leben im Alter sichern, steigt. Schon heute ist die Nachfrage nach Wohnraum für Seniorenwohnen größer als das Angebot.
Aktuell stehen in diesem Sektor rund 550.000 Wohneinheiten mit Versorgungsinfrastruktur zur Verfügung. Das entspricht bezogen auf die über 65-Jährigen einer Quote von drei Prozent – mit regionalen Unterschieden. Geht man von einer Mindestversorgungsquote von vier Prozent und der absehbaren demografischen Entwicklung aus, wird schnell klar: Die bereits existierende Unterdeckung wird sich weiter verschärfen. „Erstrebenswert wäre inklusive der Plätze in vollstationären Einrichtungen eine Quote von 14 bis 20 Prozent“, analysiert Immotiss-Geschäftsführer Jochen Zeeh.
Zwar sind Wohnimmobilien für Senioren sowohl von Nutzern als auch Investoren stark nachgefragt, doch die aktuelle Baukrise lähmt die Entwicklung. Zudem verunsichern Insolvenzen in diesem Sektor den Markt. Ungeachtet der aktuellen Schwierigkeiten sind Seniorenimmobilien bei institutionalen Investoren gefragt. Wichtig ist es nach Ansicht der Immotiss-Analysten, ein brancheneinheitliches Klassifikationssystem zu etablieren, um Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Zudem sorgt das für ausreichend Transparenz, denn die benötigen sowohl die Nutzer als auch die Investoren. „Zu diesem Thema wird aktuell ein Whitepaper entwickelt, das bei der Einordnung helfen soll“, so Zeeh. In der Pflicht sieht er auch die Politik. „Pflege ist teuer, und wir müssen Lösungen schaffen, vor allem angesichts der Babyboomer-Generation, deren Versorgung ansteht“, so Zeeh. Da gelte es, Anreize für Investoren und Bauherren zu schaffen. „Eines ist klar: Den Eigenanteil von 4.000 Euro im Monat in einem Pflegeheim kann sich fast kein Mensch leisten.“
Einen anderen Blickwinkel einnehmen
Herr Zeeh, was macht Immotiss eigentlich?
Wir entwickeln Lösungen für Senioren- und Gesundheitseinrichtungen, die in den kommenden Jahren den komplexen Herausforderungen und Veränderungen des Marktes finanziell, rechtlich und organisatorisch standhalten. Wir verstehen uns dabei als Brückenbauer und Antreiber.
Was müssen wir tun, wenn wir Einrichtungen für Senioren planen und bauen?
Wir müssen zunächst verstehen, dass unser Blickwinkel auf die Wohnsituation von Senioren von unserer eigenen, aktuellen Vorstellung vom Alter geprägt ist. Seien Sie sicher: Das wird sich verändern. Wenn Sie im Alter nicht mehr so mobil und belastbar sind, möchten Sie bei entsprechendem Alternativangebot gar nicht mehr im Einfamilienhaus mit Garten leben. Sie möchten die Sicherheit einer Gemeinschaft, einer funktionierenden Infrastruktur und bei Bedarf eines Pflege- oder Versorgungsangebots. Wir müssen dieses Alternativangebot schaffen, dann ist „Wohnen im Alter“ auch positiv besetzt. Unser Ziel muss es sein, Quartiere zu schaffen, die mit diesem entsprechenden Angebot einfache Übergänge vom seniorengerechten Wohnen bis zum betreuten Wohnen Plus ermöglichen.
Würde sich das auch positiv auf die Versorgung auswirken?
Mit Sicherheit. Ambulante Pflegedienste rechnen inzwischen mit 25 bis 40 Prozent Wege- und Rüstzeiten – das ist wertvolle Zeit, die eben nicht den zu versorgenden Menschen gegeben werden kann. In einem Quartier, das vor allem für Senioren ausgelegt ist, das aber längst kein „Ghetto“ sein muss, wird mit Sicherheit eine qualitativ bessere Versorgung möglich.