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Modulares Bauen - Neubau nach Baukastenprinzip


Beitragsbild Aktuelles 1
25. September 2024

Düsseldorf, 25.09.2024. Ist Modulares Bauen eine der Lösungen, um Baukosten zu senken? Wir haben nachgefragt. Drei Branchenvertreter haben zu unseren Fragen Stellung genommen.

Die Unternehmensvertreter sind sich einig: Sie sehen modulares Bauen klar im Vorteil gegenüber konventionellem Bauen. „Die parallele Produktion in einer kontrollierten Fabrikumgebung und Vor-Ort-Vorbereitung, höhere Qualität und Präzision durch standardisierte Fertigungsprozesse, bessere Kostenkontrolle und Budgettreue durch kürzere Bauzeiten und reduzierte Arbeitskosten“, zählt Frank Lewers (Terhalle) wesentliche Vorteile auf. Doch damit nicht genug: Erhöhte Nachhaltigkeit durch geringeren Materialabfall und bessere Recyclingmöglichkeiten, größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bei der Erweiterung oder Veränderung von Gebäuden, die geringere Beeinträchtigung der Umgebung durch reduzierte Lärmbelastung und kleinere Baustellen sowie verbesserte Arbeitssicherheit durch kontrollierte Produktionsbedingungen ergänzen für ihn die umfangreiche Liste an Vorteilen. Ähnlich sieht es Vertriebsleiter Stephan Martin (SH Holz & Modulbau), noch deutlich weiter geht Werner Hansmann: Der Holzmodulbau könne völlig neue Antworten in Bezug auf Klimaschutz und Kreislauffähigkeit liefern, ist der Brüggemann-Geschäftsführer überzeugt. „Neben dem sortenreinen Rückbau, der grundsätzlich immer möglich ist, lassen sich die Module in neuer Konfiguration weiterverwenden. Gebäude können komplett oder teilweise versetzt, aufgestockt, erweitert, verkleinert oder neu zusammengestellt werden“, so Werner Hansmann. Damit werde ein Downcycling der Materialien verhindert und der Einsatz neuer Ressourcen könne deutlich minimiert werden.

Schwachstelle Nachunternehmer?
Kritisch sehen die Firmenvertreter Untersuchungen, die unterstellen, dass modulares Bauen aufgrund des steigenden Aufwandes für die Haustechnik doch teurer sein könnte als konventionelles Bauen. „Durch die Serienfertigung von Modulen können Skaleneffekte genutzt werden, was die Produktionskosten pro Einheit senkt“, so Frank Lewers. Unterschiedliche Erfahrungen gibt es mit Blick auf die Nachunternehmer: Da ein Großteil der Arbeiten in der Vorfertigung erledigt werde, seien vor Ort weniger spezialisierte Arbeitskräfte notwendig, so die Auffassung von Lewers. Stephan Martin verweist jedoch darauf, dass es aufgrund der kurzen Vorlaufzeiten und je nach Konjunktur zu höheren Angebotspreisen der Nachunternehmer kommen könnte. Werner Hansmann sieht generell den Trend zu steigenden Kosten für die Haustechnik, aber auch keinen höheren Aufwand aufgrund der modularen Struktur. Im Gegenteil: Mit guter Vorplanung ließen sich Leitungsführungen bereits in den vorgefertigten 2-D-Elementen integrieren, statt nachträglich im Massivbau wieder mühsam die erforderlichen Durchdringungen zu schaffen.

„Effektive Zeit und Kostenersparnis“
Auf die Frage nach der effektiven Ersparnis von Kosten und Zeit durch serielles, modulares Bauen verweisen die Unternehmensvertreter auf die Abhängigkeit vom Projektmaßstab und die Individualität des Prozesses. „Unter Berücksichtigung der etwas längeren Planungszeiten sind je nach Projektgröße und -komplexität ca. sechs Monate oder mehr einzusparen“, schätzt Werner Hansmann. Stephan Martin beziffert die effektive Kosten- und Zeiteinsparung auf rund 40 bis 60 Prozent.

Gemessen am Gesamtumsatz des Baugewerbes ist der Marktanteil beim modularen Bauen noch gering. Während Stephan Martin vor allem auf die Notwendigkeit verweist, mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit für diese Form des Bauens zu werben, hat Werner Hansmann sehr konkrete Vorstellungen, was sich ändern muss. „Grundsätzlich braucht es mehr Offenheit für moderne, innovative Baumethoden und die damit verbundenen Ausschreibungs- und Vergabeprozesse“, sagt Hansmann. Serielles und modulares Bauen könne erst dann für den Kunden alle Vorteile ausschöpfen, wenn statt kleinteiliger Vergabe per Leistungsverzeichnis eine ausreichend präzise funktionale Leistungsbeschreibung (FLB) genutzt werde. „Zudem müssen potenzielle Partner ab Leistungsphase 2 eingebunden werden und nicht erst nach der Leistungsphase 4“, kritisiert Hansmann. Frank Lewers fordert ergänzend den Abbau regulatorischer Hürden und klare Standards für modulares Bauen.

„Modulares Bauen heißt Projekte vom Ende her denken“
Bei der Betrachtung von Einschränkungen gegenüber dem konventionellen Bauen in der konkreten Bauausführung sieht Stephan Martin vor allem technische Limits: „Wir können keine Hochhäuser. Bahnhöfe oder Flughäfen bauen.“ Hansmann geht mehr ins Detail: „Modulares Bauen erfordert, das Projekt vom Ende her zu denken – Details der angestrebten Lösung müssen frühzeitig definiert werden. Das hat den Vorteil, dass keine baubegleitende Planung nach dem Motto ‚was nicht passt, wird passend gemacht‘ erfolgt.“

Zu differenzieren sei beim Blick auf die Flexibilität von Gebäude- und Wohnungsgrundrissen: Sofern Konstruktionen allein auf Basis von 2-D-Elementen oder in Kombination mit 3-D-Modulen gebaut würden, seien keine relevanten Einschränkungen zu erwarten. Wird ausschließlich auf 3-D-Module gesetzt, verbleiben nach seiner Einschätzung trotzdem viele Optionen, die Brüggemann u. a. für den mehrgeschossigen Wohnungsbau aufgezeigt habe. „Vor allem bei Neubauflächen lassen sich dann Optimierungen realisieren, die gleichzeitig die schnelle Errichtung als auch die Anpassung der Wohnungsgrößen ermöglichen.“